Ein langer trister Krankenhausflur – Martin und ich spielen dort Fußball. Er ist ganz unbeschwert, guter Dinge, hat aber wenig Kraft. Er spielt mir den Ball zu, damit ich einen langen Pass schießen kann… Tabitas Traum in der Nacht zu Martins Todestag am 23.April. Ein Bild, ganz in Martins Sinne.
Liebe Leute,
in diesen Tagen ist Martin oft da. Seine letzten Wochen waren und sind für uns eng mit den Ereignissen der Osterzeit verwoben – in der Ohnmachtserfahrung seiner rasanten Krebserkrankung unter dem Bann von Corona, der Gemeinschaft in der Ausweglosigkeit, großer Traurigkeit. Aber auch in der stillen Gewissheit, dass wir in der Liebe verbunden bleiben.
Gestern war Toms und Amanda zusammen mit Ivars und seiner Familie an Martins Grab, das von den Gemeinde farbenfroh bepflanzt worden ist.
Die Jesus-Statue ist im Werden. Allerdings wird es noch etwas dauern, bis sie ihren Platz auf dem Friedhof von Limbiki einnehmen wird. Eine längere Krankheit des Bildhauers Ojars Feldbergs hat die Zeitplanung zurückgeworfen. Aber nichtsdestotrotz schreitet das Projekt voran. Der Stein für die Statue ist gefunden und ausgesucht und O. Feldbergs wird demnächst einen ersten, in Ton gestalteten, lebensgroßen Entwurf präsentieren. Nachdem wir uns auf die endgültige Darstellung geeinigt haben werden, wird ein Steinmetz in Riga die Idee des Bildhauers umsetzen. Ein beauftragter Landschaftsarchitekt wird sicherstellen, dass die Statue nicht wie ein Fremdkörper an diesem schlichten Ort erscheint, sondern sich in die Umgebung einfügt. Für die Einweihung sehen wir nun das Frühjahr 2023 als ein realistisches Datum.
Auch ohne die Jesus-Statue hat Martins Grab bereits Licht auf den tristen Friedhof von Limbiki getragen. Selbst im Winter haben Menschen dort regelmäßig Halt gemacht, um Blumen und Kerzen niederzulegen und so ein Zeichen der Hoffnung zurück zulassen.
In diesem Sommer zu Martins Geburtstag am 27. August wollen wir seinen Grabstein einweihen. Wir freuen uns über alle, die dabei sein möchten!
Martin hat uns mit seinem Einsatz und seinem Leben ein großes geistiges Vermächtnis hinterlassen. Einige seiner Gedanken, Predigten und andere Texte wollen wir in Zukunft gerne online stellen wollen.
Nun zu den Lebenden: Die Arbeit in Liepaja geht weiter. Karina Krievina hat die Diakonie und die Gemeinde mit viel Kraft durch diese schwere Zeit geführt. Aber sie ist es auch, die am meisten Martins Rat und leitende Hand vermisst. Sie schreibt:
Ein Jahr ist seit Martins Tod vergangen. Schon lange vorher hat er uns zu mehr Selbstständigkeit erzogen. Ich kann mit Sicherheit sagen: Er wäre zufrieden mit uns! Obwohl sich die Gemeinde im Trauerjahr befunden hat, hörten die Aktivitäten nicht einen Moment auf. Jeden Sonntag findet ein Gottesdienst statt. Wenn kein Gastprediger kommt, finden die Gottesdienste über Zoom statt und im Anschluss daran gibt es eine Andacht mit Cellomusik und dem Agapemahl in der Kirche. Seit dem die Covid-Einschränkungen gelockert sind, finden auch wieder Gottesdienste in der Behinderteneinrichtung Ilgi und im Altenheim Ganibu iela statt. Auch die Unterstützung in konkreten Problemsituationen geht weiter, indem finanzielle, materielle und psychologische Hilfe angeboten wird.
In den Diakonie -und Gemeinderäumen treffen sich weiter die verschiedenen Gruppen: Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf treffen sich in einem Handarbeitsprojekt, im Gesprächskreis wird weiter über die Bibel und das Leben diskutiert und auch unsere Jugendgruppe, der Seniorenkreis, die anonymen Alkoholiker und andere Gruppen kommen weiterhin regelmäßig zusammen. Nun sind auch ukrainische Flüchtlinge bei uns. Mit finanzieller Unterstützung durch “Aktion Mensch” werden Workshops zur Stressbewältigung durchgeführt.
In den Regionen Rucava, Grobina und Durbe gab es vor Kurzem wieder Treffen mit den Unterstützungsgruppen für Menschen mit besonderem Bedarf – eine Initiative, die von Martin ins Leben gerufen wurde.“ Näheres dazu in: https://www.liepajniekiem.lv/zinas/novados/seniori-priecigi-atkal-tikties-pasakumos/
Für heute schließen wir mit ganz herzlichen Grüßen an Euch alle, die Ihr mit Martin verbunden ward und seid!
– Gita, Tabita, Toms