Vor zwei Wochen fühlte ich mich allmählich in Lettland angekommen. Inzwischen hatte ich die ersten Leute kennengelernt, ging mit einem Letten regelmäßig zum Bowling – das ist hier gefühlt 10x so billig wie in Deutschland – und hatte mich etwas eingelebt.
Auch die Arbeit war mir allmählich etwas vertraut, hatte ich doch schon an den meisten meiner zukünftigen Aktivitäten mal teilgenommen und kannte mittlerweile die meisten anderen Arbeitskräfte, die alle sehr nett und freundlich sind, auch wenn man die Sprachbarriere schon etwas merkte.
Apropros Sprache, mit dem Lettisch lernen ging es auch voran, ich konnte mich jetzt immerhin schon vorstellen und sagen was ich hier in Lettland so mache…und musste mich auch endlich nicht mehr mit einem peinlich berührten: “Ne, ne…” aus der Affäre ziehen, wenn ich im Supermarkt von einer attraktiven Kassiererin auf lettisch gefragt wurde, ob ich eine Tüte haben will, aber auf Grund mangelnder Sprachkentnisse kein Wort verstand und keinerler Ahnung hatte was die Frau von mir will.
Also wie gesagt, ich war allmählich angekommen und dachte ich wüsste so ungefähr wie meine nächsten Wochen werden würden:
Ein bisschen Bowling, viellicht ein paarmal Feiern gehen und probieren ein paar Freunde zu finden. Reisen und große Partys wähnte ich noch in weiter Ferne…
Doch dann war ich an einem Wochenende von Freitag bis Montag auf meinem On-Arrival Training.
On-Arrival Training ist ein Seminar für alle EFD-Freiwilligen, die in den letzten Wochen in Lettland angekommen sind.
Ich bin dann also am Freitag um 4 Uhr morgens mit meiner Mentorin Liene – die übrigens enorm nett ist:) – in den Minibus gestiegen und nach Riga aufgebrochen. Als wir dann in Riga nach ein paar Stunden halb verschlafener Fahrt ankamen, stellten wir fest, dass wir noch ne knappe Stunde von unserer Haltestelle bis zum Treffpunkt für das On-Arrival laufen mussten. Wir machten uns also etwas übermüdet mit unseren Taschen auf den Weg…und natürlich fing es sofort zu regnen an und natürlich hatten wir keinen Schirm oder ähnliches…kurz gesagt, die Anreise machte uns nicht gerade große Lust auf das Seminar.
Daher war es dann umso schöner wie toll das Training im Endeffekt war.
In den 4 Tagen des On-Arrivals lernte ich viel über die Kultur meiner neuen Wahl-Heimat: Unsere Mentoren unterhielten uns mit lettischen Tanz- und Gesangsvorstellungen und wir Freiwilligen machten unsere ersten, durchaus schmackhaften Erfahrungen im Kochen lettischer Gerichte…
Außerdem lernte ich durch die gemeinsame Zeit meine Mentorin Liene besser kennen und schätzen.
Aber das beste von Allem:
Die anderen Freiwilligen wurden zu meinen neuen Freunden in Lettland.
Es ist wirklich krass, wenn man plötzlich auf einen Schlag Freunde aus ganz Europa (von Spanien über Deutschland, Frankreich, Belgien, Lettland bis hin zur Ukraine) hat!:) Und das ganze auch noch in so kurzer Zeit. Aber wir haben uns alle recht schnell ganz gut verstanden, was wohl daran liegt, dass die Leute, die sich für einen Freiwilligendienst im Ausland entscheiden eigentlich immer recht offene und kontakfreudige Menschen sind, sonst würden sie schließlich wohl kaum ganz alleine für ein Jahr in ein fremdes Land aufbrechen…
Also wie gesagt, wir wurden recht schnell Freunde und waren auf einer Wellenlänge weßhalb wir dann auch sofort damit begannen Pläne für die nächsten Wochen zu schmieden. Wir einigten uns schließlich auf unzählige Reisen in allemöglichen Ecken Nord- und Osteuropas und beschlossen uns immer ein mal pro Monat bei einem von uns zu treffen.
Jetzt zwei Wochen später muss ich sagen, dass Letzteres gelogen war!…Wir treffen uns nämlich nicht einmal pro Monat, sondern jede Woche!
…zum Feiern, Reisen, oder einfach zum Spaß haben und sind schon – wie es Anna aus der Ukraine passend beschrieben hat – zu einer Art Familie für einander geworden!!:)
…so kann das Jahr EFD kommen!;)