Ein lächerlicher Tag

Eigentlich war der Tag ganz normal. Wir sind mal wieder super spät aufgestanden weil wir in der Nacht davor in Fonatine Palace feiern waren. Um 11 Uhr waren wir dann bei der Arbeit, bei der Sonntagsschule. Und nach der Sonntagsschule hatte ich zu viel Zeit mit meinem Tee, dem lettischen Ottokatalog und meinem Handy, bei dem ich die Funktion des Speicherkartenformatierens gefunden habe. Ich dachte natürlich, dass Formatieren beim Handy wie beim PC nicht gefährlich sei und nur den Speicherplatz ordnet.

UND NICHT LÖSCHT!!!

Somit waren meine ganzen Fotos von Familie, Hund, Freunden, Kirchnefreizeiten und die Hälfte meiner Lettlandfotos weg. Die andere Hälfte der Fotos von Lettland hatte ich geistesgegenwärtig schon vorher auf den Lappi überschrieben. Frustriert und mit einem lachenden und einem weinenden Auge rief ich Swenja an um mein lächerliches Leid loszuwerden. Danach bin ich auch gleich zu ihr gelaufen um mit ihr einen Kaffee zu trinken. Unser Plan war im Anschluss zwecks Gesundheit und Frustabbauens laufen zu gehen. Gesagt, getan. Wir gingen zu mir, dmit ich mich umziehen konnte und danach finge unsere sportliche Stunde an. Natürlich wollten wir am Strand laufen. Dort angekommen wurde uns schnell klar, dass es heute recht windig ist. Deshalb entschieden wir uns, intelligent wie wir sind, mit dem Wind zu laufen. Wir hatten jedoch nicht bedacht, dass der Weg den wir liefen aus der Stadt herausführt und es später keinen Weg zwschen den Dünen zurück in die Siedlungen gibt, da auf der Höhe des Strandes nur noch Wald ist. Wir fühlten uns jedoch als schwebten wir auf Wolken. Es fiel sogar das Wort Erzengel, was ich hier jetzt nicht weiter vertiefen möchte. Der Wind trug uns beinahe über den Strand und der feinkörnige Sand wurde vor uns zu schnürenförmigen Wolken aufgewirbelt, die zwischen unseren Füßen hindurch Richtung Süden geweht wurden. Über dem Land hingen dunkelblaue von Hagel gesättigte Wolken und über der Ostsee schien die Sonne zwischen Wolkenfetzten, sodass die Sonnenstrahlen zu bündeln gefasst auf das Meer schienen. Das ganze kam uns unheimlich magisch vor und wir dachten nicht darüber nach wie wir wieder zurück kämen. Und als wir dann auch noch ein Ziel hatten, bis zu dem wir laufen wollten (ein verrostetes Ölfass, das am Strand lag und wie ein sitzender Braunbär aussah), hatten wir uns schon so von der Stadt entfernt, dass es gut gewesen wäre, wenn wir jemanden hätten arufen können, der uns rettet. Wir hatten aber ohne Schlüssel, Geld und Mobiltelefon das Haus verlassen. Mensch, sind wir schlau! Und dann wollten wir umdrehen und merkten dann, wie der kalte Wind auf den Lungenflügeln brannte und uns die Ohren schmerzen ließ. Die Sonne verlies uns shließlich auch noch und wir dachten wir müssten am Strand sterben. Um den ersten Weg in die vor dem Wind geschützte Siedlung zu erreichen, brauchten wir mindestens drei mal so lange. Völlig erschöpft (obwohl wir nur gehen konnten, weil der Wind zu stark war) und ausgekühlt liefen wir weiter, bis das große BAATA- Einkaufszentrum im Süden der Stadt erreichten. Da sind wir erstmal rein um uns unter ätzend gaffenden Blicken der Leute in den Restaurants und Geschäften, aufzuwärmen. Ich meine ich hätte auch blöd geguckt, wenn zwei verschwitzte aber frierende dumme Deutsche in Laufkleidung in das neuste Einkaufszentrum der Stadt gehen um sich dort aufzuwärmen und bei dem Versuch nicht in Ohnmacht zu fallen, in ein neues Bekliedungsgeschäft gehen. In dem Laden fühlten wir uns nicht nur asozial, weil wir zu wenig Geld haben um uns dort etwas zu kaufen. Es musste ja auch noch zu der Zeit, in der wir dort waren, eine aufgebrezelte Dame in Pelz hereinkommen um nochmal kräftig nachzutreten. Als wir uns schon wie dreckige Würmer der Gesellschaft fühlten und uns am Boden wanden und darauf hofften, dass jemand kommt um uns zu zertreten, kamen noch zwei hübsche lettische Mädels in unserem Alter vorbei. Spätestens das gab mir den Rest und ich schämte mich in Grund un Boden. Letzteren bat ich darum mich doch einfach zu verschlucken. Zeitgleich lief das Karussell in der Mitte des Zentrums und darauf saß ein kleiner Junge, der uns beobachtete, während die schaurige Karussellmusik lief.

Als wir dann enldich zu Hasue ankamen, hatten wir das Gefühl Patricia für drei Tage nicht gesehen zu haben. Wir installierten die Heizung in der Küche, schlossen die tür um darin tropisches Klima herzustellen, kochten Milch und lösten darin Schokoladenkugeln, die mit Rīgas Balzams gefüllt sind, auf und tranken danach auch noch Tee und lutschten Hustenbonbons. Anschließend gab es eine heiße Dusche und Swenja machte sich auf den Weg, während ich mir was zu essen machte um danach mit Elza und meiner Mama zu skypen und schließlich mit einer kochenheißen Wärmflasche auf dem Rumpf ins Bett zu gehen.