Jetzt ist es schon über 4 Monate her, dass ich mit lettischem Volkstanz anfing und damit ein ganz neues und wichtiges Kapitel meines Auslandsjahres aufschlug.
Am Abend des 29. Februars schrieb mir Liene, eine gute Freundin von Patrici und mir, eine Nachricht. Sie hat mich damals gefragt, ob ich noch immer an lettischem Volkstanz ineressiert wäre. Als ich Liene das erste Mal mit ihrer Tanzgruppe im September letzten Jahres tanzen sah, war ich so begeistert, dass ich ihr damals schon sagte ich wolle es unbedingt lernen.
Meine Chance bot sich dann als sie mich anschrieb. Die Volkstanzgruppe “TDA Rucavietis” hatte sich damals mit zwei Gruppen für eine Skate (Tanzwettbewerb) angemeldet, benötigte aber noch für die Gruppe der jüngeren Tänzer einen Jungen, um antreten zu können. Mit mir waren wir dann 8 Jungen und so waren wir genug um uns auf die Skate vorzubereiten.
Am 1. März hatte ich mein erstes Training und ich war extrem aufgeregt, was mich erwarten würde. Liene glaubte an mich und sagte mit ruhiger Stimme, ich hätte gut zwei Wochen Zeit, um die drei Tänze zu lernen.
Als wir in der Biedr→bas nams ankamen und in unseren Trainigsrau gingen, waren schon alle dabei sich umzuziehen. Wie typisch für Tänzer, standen Männlein und Weiblein durcheinander und zogen isch bis auf Unterwäsche aus um sich Shorts, Shirts und Röcke anzuaiehen. Bei Tänzern gibt es diese Trennung in die jeweiligen Umkleideräume nicht. Scham ist hier fehl am Platz. Ich habe zwar kein Problem damit, aber ein befremdliches Gefühl bekam einen doch.
Als dann unser Traning anfing, war ich absolut aufgeschmissen. Mit Latein- und Standardtanzschritten kam ich nicht gerade weiter (inzwichen weiß ich, dass ich die Tänze wohl nie gelernt hätte, wenn ich im Tanzen absoluter Anfänger gewesen wäre. Und ich kenne einige Letten und auch eine Thailänderin, die Volkstanz ausporbiert haben und es aufgrund mangelnder Tanzkenntnisse und mangeldem Ehrgeiz leider wieder aufgaben). Polka und Drehung und das Mädchen hochheben…ich war mir unsicher, ob ich es schaffen kann, die drei tänze rechtzeitig zu lernen. Zum Schluss dieses Trainings, das laut Liene nur 1½ Stunden lang sein sollte, aber 2½ Stunden lang war, erfuhr ich, dass ich in dem driten Tanz ein Solo haben würde.
Ich war absolut verzweifelt, als Liene und ich die Straßenbahn nach Hause nahmen. Sie war immer noch überzeugt ich könne alles lernen. Doch die anderen Tänzer hatten schon eine oder zwei Wochen länger Zeit gehabt, die Tänze zu lernen.
Beim zweiten Training fühlte ich mich schon ein wenig sicherer. Und ich musste mich auch durchbeißen, da ich so gerne lettischen Volkstanz lernen wollte und das meine Chance war, auch mal fürs Tanzen bewertet zu werden. Liene kam auch nicht mehr zu meinem Trainig. Sie ging zu ihrer Gruppe, die schon mehr Volkstanzerfahrung hatte.
Was mir wirklich half um meinen Ehrgeiz zu stärken, war zum einen, dass mir die Tänze, die Musik und die lettische Tradition gefiel, dass meine Tanzlehrerin und ihre Tochter, die auch tanzt, Deutsch sprechen und dass ein Junge aus Deutschland kam. (Er lebt aber schon seit 7 Jahren in Lettland.) Außerdem brauchte mich die Gurppe auch, um ihre 8 Jungen stellen zu können. Sonst hätten sie nicht antreten können und das mussten sie, um an weiteren Wettbewerben teilnehemn zu können.
Die Skate, die in Nīca stattfand, rückte immer näher. Am 17. März war es soweit. Leider war an dem Wochenende der Geburtstag von Liepāja, sodass fast keiner von meinen Freunden zuschauen konnte, da sie bei Veranstaltungen in Liepāja mithelfen mussten. Allerdings kam Līna, das Mädchen aus Thailand mit der wir Lettisch lernen, zu unserem Auftritt und filmte uns beim Tanzen.
An dem Tag der Skate hatte ich das Gefühl, vor Aufregung zu platzen. Ich ging zur Biedrības nams, durch das Kino in unsere Kostümräume, wo auch schon die anderen waren. Wir holten unsere Kleidung und gingen zum Bus, der vor dem Kino auf uns wartete. Ich weiß gar nicht mehr, was mir alles durch den Kopf ging als wir auf den anderen Deutchen warteten, der ziemlich spät kam.
Die Skate selbst verging recht schnell. Wir hatten erst ein wenig Zeit uns die anderen Tanzgruppen bei ihren tänzen anzusehen. Schließlich kam dann die Hektik in der alle Gedanken in Stress untergingen, was ganz gut war. So hatte ich keine Gelegenheit mehr mir große Sorgen über unsere drei Auftritte zu machen. Und bald standen wir auch schon alle aufgereit in dem engen Flur neben der Bühne und an uns vorbei gingen die Gruppen, die bereits getanzt hatten. Verschwitzt und aus der Puste.
Die Zeit auf der Bühne, zwischen den Vorhängen wartend, der Auftritt und der Werg zurück in den Umkleideraum verging wie im Flug und ehe ich mich versah, war auch schon der dritte Auftritt vorbei.
Jetzt hatten wir Zeit unsere Kleidung zu wechseln und auf die Wertungen zu warten. Wir waren recht gut und unsere Lehrerin war sehr zufrieden mit uns.
Nach dem Offiziellen Teil fing dann unsere Party mit allen Tanzgruppen statt. Und als wir gegen 2 Uhr zurück nach Lepaja fuhren, wurde die Party an der Promenade im Fontaineclub fortgesetzt.