Seit Martins Geburtstag sind schon gut drei Wochen vergangen, aber die empfangene Herzlichkeit, die erlebte Gemeinschaft in unserer Trauer und das Bewusstsein, dass Martin für viele von uns ein großes Geschenk gewesen ist und bleiben wird, das erfüllt uns mit tiefer Dankbarkeit.
Martins Tod am 23. April kam für uns unerwartet schnell. Wir hatten noch auf etwas mehr Lebenszeit gehofft. Rückblickend verstehen wir, dass Martin sich schon seit Längerem innerlich auf sein Fortgehen vorbereitet hatte. Eine Woche vor seinem Tod fuhren Martin und wir (Tabita und Toms) zu dem Limbiki Friedhof, wo seine Grabstelle sein sollte: dort in dem Teil des Friedhofs, wo die Verstorbenen des Wohn -und Pflegeheims “Ilgi” beerdigt werden. Martin erzählte uns von seinem Wunsch, dass hier in diesem lieblosen Friedhofsteil eine Jesus-Statue errichtet werden könnte – gewidmet den Einwohnern des Heims. Martin ging nicht ins Detail und gab keine konkreten Hinweise. Die Umsetzung seines Wunsches überließ er uns.
Nach dem Aufenthalt auf dem Friedhof fuhr Martin mit uns einige Kilometer weiter zu einem uns unbekannten Hof “Purvici”. Dort machte er uns mit Andris Leimants und seiner wundersamen Welt bekannt. Purvici ist eine Tagungsstätte als auch ein Ort der Erholung für Gruppen und Familien. Da sind Pfade zum Barfußlaufen, Labyrinthe vorbei an bemaltem Handwerk und Skulpturen und ein schön gestalteter Innenhof, der zum Verweilen einlädt. Alles zusammengefügt aus dem, was andere Menschen fortwerfen.
An Martins Beerdigungstag, dem 1. Mai, war das Abschiednehmen bedingt durch die Covid-Bestimmungen sehr erschwert. Doch das Zusammengehörigkeitsgefühl fand, Gott sei Dank, seine eigenen Wege. Und uns half auch der Gedanke, am Ende des Sommers noch einmal mit allen lieben Menschen auf dem Limbiki Friedhof zu Martins Geburtstag zusammenkommen.
Ungeachtet der Traurigkeit ist uns dieser Ort mittlerweile vertraut. Die Überlegungen zu Form und Aussehen der Skulptur haben sich in den vergangenen Monaten konkretisiert. Einen Tag vor Martins Geburtstag sind wir drei zusammen mit Martins Freunden Olaf, Harald und Jürgen nach Pedvale gefahren und sprachen dort mit dem Bildhauer Ojars Feldbergs. Er hatte uns bereits seine Zustimmung gegeben, diesen Stein zu gestalten. Im gemeinsamen Gespräch erzählte er uns von seinen Gedanken zur Verwirklichung des Projektes. Die Jesus-Gestalt wird in einen Feldstein – 2m hoch und 1.60 breit – eingearbeitet werden: Jesus verbindet Himmel und Erde. Leichten Fußes kommt er uns entgegen. Seine offenen Hände sind von seinen Wunden gezeichnet. Wir werden demnächst nähere Informationen über dies Projekt und dem Stand der Finanzierung bekannt machen.
Wie an den Tagen zuvor, so begann auch der Morgen des 27. Augusts grau und regnerisch, aber dann öffneten sich die Wolken und wir erlebten einen warmen, sonnigen Sommertag. An die 100 Menschen kamen zusammen und Martins Grab wurde mit vielen Blumen bedeckt. Begleitet von Geige, zwei Celli und Akkordeon feierten wir den besonderen Gottesdienst, den Martins Freund und Pfarrer Jürgen Philipps leitete. Er erwähnte mit großer Einfühlsamkeit, was Martin in seinem Leben wesentlich gewesen ist. Die Ansprache findet ihr auf der Website https://martins.urdze.lv
Danach genossen wir auf dem Friedhof den großen Geburtstagskuchen. Auch konnte jeder, der wollte, das gerade herausgegebene Kochrezepte Büchlein mitnehmen, das durch das Sempre Projekt verwirklicht wurde. Es ist Martin gewidmet, dem Initiator.
Nach dem Verweilen auf dem Friedhof führte unser Weg auch diesmal nach Purvici, denn es konnte keinen besseren Ort für diese Geburtstagsfeier geben. Andris Leimants‘ Gastfreundschaft, dazu die besondere Atmosphäre dieses Ortes und das üppig und schön zubereitete Abendessen nahmen uns in Empfang. Nur einige Schritte weiter leuchtete ein großes Dalienfeld in voller Blüte.
Unser ganz herzlicher Dank geht an alle, die sich von Herzen bemühten, dass dieses Fest sich so verwirklichen konnte! Herzlichen Dank allen, die daran teilnahmen!
Am Sonntag nach dem Geburtstag leitete Gita in der Kreuz-Kirche den Gottesdienst. Uns erwartete dort noch eine Überraschung: Romka, ein Einwohner aus „Ilgi“, sang im Gottesdienst ein Lied, einen Rap, den er Martin gewidmet hat:
Martin, wie geht es Dir? Martin, Du bist mein Freund. Martin, Du bist unser Freund. Martin, Du bleibst immer bei uns.
Wenn Ihr mögt, hört selbst hinein!
Gita, Tabita, Toms