Wenn man einen freien Tag hat, möchte man auch gerne etwas unternehmen. Besonders, wenn man in einem so schönen Land wie Lettland ist. Und dann auch noch in Kurland, das voll von Freiueitangeboten ist. So entschieden wir (Swenja, deutsche Freiwillige im Roten Kreuz Liepāja, Patricia und ich) uns, zum Wildpark “Cīruļi” zu fahren. Da beinahe alle Busse, die nach Rīga fahren an dem Zoo vorbeikommen, dachten wir uns es sei kein Problem, dass zwei Deutsche und eine Spanierin auf sich gestellt den Zoo finden würden. Ein Blick auf die Lettlandkarte und die Broschüre verriet dann auch, dass Kalvene unser Ziel sei. Am Samstagmittag machten wir uns auf den Weg. Doch als Patricia und ich in der Straßenbahn saßen wurde ich von Swenja angerufen, die zielich aufgebracht war, da wir erst jetzt auf dem Weg zum Bus waren. Und eine Haltestelle vor dem Busbahnhof kam dann die vernichtende SMS, dass der Bus nach Kalvene gerade gefahren sei.
Aber das ist ja kein Problem. Man kann ja den nächsten nehmen. Deshalb kauften wir uns auch gleich einen Fahrschein für den nächsten Bus. Da dieser abr erst in knapp zwei Stunden fuhr gingen wir zum Olympischen Center um dort etwas zu essen.
Das Olympische Center ist in Liepāja ein riesiger Gebäudekomplex, in dem alle Sportarten dieser Welt Platz finden. Angefangen bei Fitnessstudios über Tanzgruppen bis zu Minigolf.
Im Eingangsbereich ist ein Restaurant und ein Sportgeschäft mit den schönsten Pumaschuhen der Welt, bei denen mir immer das Herz blutet, da ich sie doch noch einmal im Regal stehen lasse. Aber eines Tages werde ich meine Sucht befriedigen.
An dem Samstag (18.02.2012) fand das Referendum in Lettland statt, bei dem entschieden wurde, ob Russisch als zweite offizielle Sprache in Lettland aufgenommen werden soll. Darum wurde sowohl in der 5. Vidusskola (5. Mittelschule), in der ich meine Tanzkurse habe, as auch im gegenüber liegenden Olympischen Center gewählt. Dies erklärte uns dann auch warum auf dem Gelände so irre viel los war.
Nach dem Essen saßen wir schließlich in unserem Bus und als hätte Swenja eine Vorahnung gehabt, schürte sie ununterbrochen die Angst in mir wir könnten die Haltestelle verfehlen. Und das würden wir auch, wenn wir nicht dem Busfahrer Bescheid sagen würden, dass er für uns in Kalvene aussteigen müssen. Auf der Fahrt genossen wir die schöne verschneite Landschft Kurlands und versuchten, die zu offensichtlich ausgeübte Liebe des Pärchens vor uns zu ignorieren. Und ls uns gerade der Gedanke kam, dass wir vielleicht nicht direkt in Kalvene, sondern ein Paar Haltestellen davor aussteigen müssten, rauschte das Schild zum Zoo und die dazugehörige Haltestelle an uns vorbei. Die verusche dem nur lettisch- und russischsprachigen Busfahrer klar zu machen, dass uns doch wenigstens bei der nächsten Möglichkeit herauslassen sollte stieß auf Granit.
“Ja, ja. Ich sage Ihnen schon Bescheid wenn Kalvene kommt.”
Er fragte sich wahrscheinlich, wann wir blöden Touristen endlich ruhig seien.
Zwei Stationen später in Kalvene angekommen, was mitten im Wald liegt, starteten wir unseren Weg zurück zum Zoo und versuchten vergeblich per Anhalter zurück zu fahren.
Wir mussten jedoch auf der Landstraße laufen, da es keine Radwege gibt und der Schnee war knöchelhoch. Die gesamten Umstände ließen uns beinahe den Verstand verlieren, sodass immer mal zwischendurch von einem ein leicht hysterisch verzweifeltes Glucksen kam. Aber eigentlich war die Stimmung nicht schlecht. Denn trotz der Ansammlung kleiner Katastrophen konnte man doch die magisch winterliche Schönheit der Natur Kurzemes (lettischer Name Kurlands) genießen und sich in Märchen hineinträumen. Denn der Schnee der von den Ästen wirbelte, fiel sanft wie Feenstaub auf das gefrorene Flussbett.
Aus diesem Traum wurde man jedoch recht unsanft gerissen, wenn mal wieder ein LKW den getauten Schneematsch von der Straße in unsere Gesichter spritzte und wenn uns der Wind, den er mitbrachte, zittern ließ.
Als wir nach einer Stunde Fußmarsch über kleine verschneite Hügel mit traumhaften Blick in die Täler, an dem Schild des Zoos ankamen, wären es noch mal vier Kilometer in die Walachei gewesen und es wäre auch bald dunkel geworden. Deshalb kippte auch zeitweise dei Stimmung von Swenja. Wir hatten ja auch unser Ziel verfehlt, da wir uns dafür entchieden, nach Leipāja zu fahren. Und als wären es nichtschon genug kleine und alberne Katastrophen passiert, fliegt Patricia auh noch der Zettel aus der Hand auf dem die Abfahrtzeiten unserer Busse standen. Er landete jedoch auf dem Feld, das neben unserem Weg lag. Jedoch war das Fed ein wenig unter dem Weg (von der Höhe her) und Patricia versank bei ihren Fangveruschen im hüfthohen Schnee. Den Zettel fing sie. Aus dem Schnee kam sie allerdings trotz Hilfe nur schlecht heraus.
Spätestens jetzt wussten wir, dass es nicht verrückter werden konnte. Wir warteten 45 Minuten auf unseren Bus und da wir ihn nicht aus der Ferne erkennen konnten und das Haltestellenhäuschen völlig eingeschneit und etwas von der Hauptstraße entfernt lag, liefen wir in letzter Sekunde durch die hohen Schneemassen, damit uns der Bus noch sieht und anhält. Doch er sah uns nicht und wir dachten für einen Augenblick, dass wir och eine Stunde warten müssten. Doch der Bus legte für uns eine Vollbremsung hin, die ihn 50 Meter von uns anhalten ließ. So rannte wir dem Bu hinterher und beim Einsteigen wurde uns schnell klar, dass der Busfahrer ein wenig verärgert war.
Im Bus fühlten wir uns vor unserem Pech sicher bis Swenja veruschte Tee aus ihrer Thermosskanne in ihren Becher zu schütten. Der Bus war aber unnatürlich gut gefedert und so schwappte der Tee feucht-fröhlich aus dem Becher.
Ein solch kurioser Katastrophentag wurde dann mit einem Videoabend bei Natalia in Videsmāja gefeiert. Mit Pizza, vielen Leuten aus Natalias Projekt “Express the nature” und dem Film “La belle verte”.
Und um Mitternacht zu Hause angekommen, habe ich dann noch mit meiner Mama, Meike und Jamie, dann mit meiner Freundin Ana und meiner besten Freundin Dinnie gechattet und geskypt, während wir uns alle den Boxkamp von Vitali Klitschko und Dereck Chisora ansahen.
Ein Perfekter Tag